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Biodiversität – was jeder & jede Einzelne im Garten beitragen kann


Im Grunde genommen ist es ja ganz einfach. Man müsste nur der Natur ihren Lauf lassen und sie käme von alleine zurück. Und natürlich ist es in Wirklichkeit dann doch nicht ganz so simpel.

März 2020

Was bedeutet das Wort »Biodiversität« eigentlich und warum ist diese so immens wichtig?

Bienensterben, Vogelsterben, Insektensterben (→ siehe aktuelle Fakten & Zahlen), Waldsterben, … - die großen und beängstigenden Schlagworte unserer Zeit. Phänomene, denen man scheinbar hilflos ausgesetzt ist. Aber wie so oft kann man im Kleinen sehr viel erreichen, wenn es nur möglichst viele tun. Worum aber geht es eigentlich?

Biodiversität lt. dem Lexikon für Biologie wird folgendermaßen definiert: »Biodiversität umfaßt biologische Vielfalt auf unterschiedlichen Organisationsstufen: 1) genetische Variabilität innerhalb einer Art, 2) Mannigfaltigkeit der Arten (Artenvielfalt) und 3) Vielfalt von Ökosystemen. […]«

Dies bezieht sich auf Fauna, Flora, Leben im Wasser, Mikroorganismen und generell auf das Gesamt aller Ökosysteme. Alles hängt mit allem zusammen, fällt ein Element weg, hat dies Auswirkungen auf das jeweilige Ökosystem und dieses wiederrum beeinflusst die anderen.

Stirbt also ein Tier oder eine Pflanze aus, hat das Impact auf das Gesamte. Richtet man die Land- & Forstwirtschaft auf Monokulturen aus, hat dies genau die Folgen, mit denen wir gerade zu kämpfen haben: zum Beispiel Fichtenwälder, die dem Borkenkäfer und Klimawandel zum Opfer fallen. Fichten kommen aus nördlichen Gefilden, waren in Mitteleuropa nie heimisch und wurden wegen ihres für die Industrie guten Holzes hier angesiedelt. In unseren Breiten gediehen Mischwälder, die nach und nach aus wirtschaftlichen Überlegungen abgeholzt wurden. Aber nur, wenn eine Vielfalt an unterschiedlichen Bäumen im Wald steht, schützt dies vor Wetterunbill und Schädlingen. Nicht jede Baumart ist gleich anfällig für alles, weshalb ein Mischwald auch die beste Garantie ist für seinen Erhalt. Jetzt setzt man angesichts maroder Wälder wieder auf Durchmischung.

Bäume sind übrigens eine der wichtigsten CO2-Senken:

So speichert etwa eine 120-jährige Buche mit einer Höhe von ca. 35 Metern über ihr Leben rund 3,5 Tonnen CO2 (und bedingt durch die dichtere Holzmasse um eine Tonne mehr als eine vergleichbare Fichte). Erst, wenn ein Baum ein gewisses Alter und eine gewisse Masse erreicht hat, kann er relevante CO2-Mengen aufnehmen, weshalb aktuelle Aufforstungen erst in vielen Jahren Wirkung zeigen.

→ zur Veranschaulichung: Die jährlichen Pro-Kopf-CO2-Emissionen Österreichs stiegen von 6,48 Tonnen im Jahr 1971 auf 8,10 Tonnen im Jahr 2018.

Das mit der Durchmischung gilt übrigens speziell auch für Wein: Der berühmte Gemischte Satz war früher auf der ganzen Welt üblich. Viele verschiedene Sorten bunt gemischt im Weingarten. Kam's im Frühjahr zu Spätrösten traf es nur die frühaustreibenden Sorten, kam's zu Pilzbefall, dann traf's nur die dafür anfälligen usw. So konnten die Winzer ihre Ernten über die Jahre sichern.

Das Gegenteil gilt demnach für Monokulturen. Ein einziger Erreger reicht, um die Feldpflanzen ganzer Länder zu vernichten. So bedroht zur Zeit etwa ein Pilz die gesamten Bananenplantagen Lateinamerikas, da man fast ausschließlich - nämlich zu 90 % - auf die Sorte Cavendish setzt. Es ist also durchaus realistisch, dass Bananen bald von unseren Märkten verschwinden.

Langer Rede kurzer Sinn, Biodiversität ist der Schlüssel für unsere Lebensmittelsicherheit und für unser Überleben. Was also können wir im Einzelnen tun:

  • Bei Lebensmitteln auf lokalen und biologischen Anbau (keine Herbizide und Pestizide) setzen
  • Für die Förderung kleiner bäuerlicher Strukturen lieber am Markt als im Supermarkt einkaufen oder Biokiste liefern lassen
  • Im Garten erst nach dem Johannitag (24. Juni) mähen. Es ist dies ein wichtiger Stichtag in der Landwirtschaft, bis zu dem alle Pflanzen und Gräser ausgesäht haben. Sie werden sehen, wie lebendig Ihr Garten plötzlich wird und in der Wiese sogar aromatische kleine Erdbeeren wachsen. Klarerweise braucht es dann die (Motor-)Sense. Aber vielleicht lässt sich das ja zumindest für einen Teil des Gartens anwenden.
  • Rasenroboter vermeiden, sie führen zu Monokultur, vernichten Insekten, Kleinlebewesen und Igel und sind ständiger Impuls für das Wachstum des Grases. Darüber hinaus fressen sie natürlich Strom, müssen erzeugt werden und sind auch hörbar. Diese Dauerberauschung aus den Nachbargärten kann störend sein.
  • Lassen Sie im Garten beim Mähen Gras- & Wiesen-Inseln stehen, auf denen alles wachsen darf, was möchte
  • Bringen Sie Brennesseln zurück in Ihre Gärten. Brennesseln locken bis zu 130 Insektenarten an, sind auch ein Gradmesser für die Bodenqualität Ihres Gartens und essbar. Neben den Blättern nämlich auch die Nüsschen. Lesen Sie mehr zur wichtigen Brennessel in diesem Beitrag.
  • Kaufen Sie nur torffreie Blumenerde, idealerweise ökologische oder noch besser Kompost. Torf stammt aus wertvollen Moorlandschaften, die durch den Abbau zerstört werden. Mehr dazu hier.
  • Stellen Sie Insektenhotels auf
  • Stellen Sie schon jetzt Vogelbäder in den Garten, erneuern Sie das Wasser bitte täglich und reinigen Sie das Schüsserl (Vögel brauchen in den immer trockeneren Fühlingen und heißen Sommern dringend Wasserstellen). Nähere Infos
  • Füttern Sie die Vögel nicht nur im Winter (inzwischen wird nämlich empfohlen, Vögel auch im Sommer zu füttern, da sie durch die Monokulturen nicht mehr genügend Futter finden)
  • Lassen Sie das Laub im Herbst liegen und manche Ecken im Garten verwildern. Sie dienen als Nistplätze und Schlupfwinkel für viele Arten
  • Herbizide müssen generell tabu sein
  • Pflanzen Sie heimische Hecken und Sträucher als wichtigen Lebensraum für Arten
  • Pflegen und pflanzen Sie Bäume. Abgesehen von ihrer CO2-Klimawirkung kühlen sie durch ihre Verdunstung auch die Luft. Unter einem Baum ist es rund 3 Grad kühler; dort zu sitzen ist angenehmer als unterm Sonnenschirm, wo sich die Hitze staut.
  • Pflanzen Sie Kräuter und freuen Sie sich an der Vielzahl an Bienen, Schmetterlingen und Insekten, die diese anlocken, - und auf eine Bereicherung für Ihre Küche
  • Gießen Sie den Rasen im Sommer nicht, er reguliert sich von selbst. In Trockenzeiten ist Rasensprengen ohnedies untersagt. Wasser und Roboter regen gleichermaßen das Graswachstum an. Die zwei sind ein symbiotischer Chaosmix.
  • Möchten Sie sich trotz allem lieber an einem Rasen statt einer Wiese erfreuen, halten Sie sich bitte an die Empfehlungen des Österreichischen Umweltzeichens
  • danke fürs Vervollständigen Ihrer eigenen Liste
  • Hier noch ein BUCHTIPP aus dem Faltershop: Wildlife Gardening von David Goulson. »Die Kunst, im eigenen Garten die Welt zu retten«
  • … und werfen Sie bitte einen Blick auf diese GRAFIK, mit ihr ist alles gesagt:

drei Zonen mit unterschiedlicher pflanzlicher Diversität, die entsprechende Auswirkung auf die tierische hat

𝘊𝘳𝘦𝘥𝘪𝘵𝘴: 𝘛𝘦𝘫𝘢 𝘛𝘴𝘤𝘩𝘢𝘳𝘯𝘵𝘬𝘦, 𝘑𝘢𝘴𝘰𝘯 𝘔. 𝘛𝘺𝘭𝘪𝘢𝘯𝘢𝘬𝘪𝘴, 𝘔𝘢𝘳𝘬 𝘙. 𝘞𝘢𝘥𝘦, 𝘚𝘵𝘦𝘷𝘦 𝘋. 𝘞𝘳𝘢𝘵𝘵𝘦𝘯, 𝘑𝘢𝘯𝘯𝘦 𝘉𝘦𝘯𝘨𝘵𝘴𝘴𝘰𝘯 𝘢𝘯𝘥 𝘋𝘢𝘷𝘪𝘥 𝘒𝘭𝘦𝘪𝘫𝘯: 𝘐𝘯𝘴𝘦𝘤𝘵 𝘊𝘰𝘯𝘴𝘦𝘳𝘷𝘢𝘵𝘪𝘰𝘯 𝘪𝘯 𝘈𝘨𝘳𝘪𝘤𝘶𝘭𝘵𝘶𝘳𝘢𝘭 𝘓𝘢𝘯𝘥𝘴𝘤𝘢𝘱𝘦𝘴, 𝘚. 383 𝘪𝘯 𝘚𝘵𝘦𝘸𝘢𝘳𝘵, 𝘈𝘑𝘈; 𝘕𝘦𝘸, 𝘛𝘙; 𝘓𝘦𝘸𝘪𝘴 𝘖𝘛 (𝘦𝘥𝘴.), 1972.

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