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Ein perfekter Tag


Auf sich selbst zurückgeworfen in über sechzig Tagen Ausnahmezustand stellt sich für viele von uns die Frage: »Was eigentlich ist ein guter Tag?

Mai 2020

Auf sich selbst zurückgeworfen in über sechzig Tagen Ausnahmezustand stellt sich für viele von uns die Frage: »Was eigentlich ist ein guter Tag?«

Lockdown. Containment. … Sprache schafft Wirklichkeit. Was bedeuten »Lockdown« und »Containment« für die, die des Englischen nicht mächtig sind? Was bedeutet dies für die am meisten bedrohten Menschen unserer Gesellschaft, die älteren und alten? Was ist für sie ein guter Tag? In Einzelhaft genommen in einer Sprache, die an ihnen vorbeiredet. Wie wenig bedacht von Politik und Medien.

Ein Gedankenschwenk raus aus dem Thema gleich zu Beginn beim Versuch zu ordnen. Abgelenkt vom Geschehen. Zu groß und komplex und vielschichtig ist das alles für eine konzise Annäherung. Amerika brennt. Narzissmus allerorten. Das Virus ein Ungleichmacher. Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer.

Alle Facetten zu beleuchten, nichts und niemanden zu vergessen, wird Bände füllen. Kein Bereich, kein Ort wird ausgespart. Manches ist für immer verändert, manches bleibt gleich. Hoffnung?

Was bleiben mag, ist das Wissen um den Wert der kleinen Dinge. Wie groß sie sind! Um den Wert einer Umarmung. Den Wert eines Ausflugs ins Grüne. Freunde zu treffen. Ins Gasthaus zu gehen. Einem Konzert zu lauschen. Vogelgesang ohne störende Nebengeräusche zu hören. Ein gutes Glas Weins zu genießen. Die Maske abnehmen zu dürfen. Niemanden verloren zu haben. Gesund zu sein.

Ein perfekter Tag? Der muss nicht sein. Es reicht ein guter Tag. Es reicht das Wissen um diese Dinge. Und das Bewusstsein und die Dankbarkeit dafür, hier zu sein und nicht dort, wo's brennt.

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