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Wald: Lebenselixier und Heilmittel


Im Zug in Richtung Bodensee unterwegs verweilt der Blick immer wieder auf den vorbeiziehenden Wäldern. Für die Augen eine angenehme Abwechslung zum Arbeiten am Bildschirm. Und nicht nur für die Augen! Zum Allgemeinwissen zählt ja längst, dass der Wald einen wohltuenden Effekt auf Körper und Seele hat. Neuer ist die Erkenntnis, dass selbst Fotos von Wäldern eine gewissen entspannende Wirkung haben. Die beste erzielt man logischerweise, wenn man sich im Wald aufhält. Viele Faktoren tragen dazu bei. Zudem ist es dort auch kühler und die Luft ist mit Sauerstoff und wohltuenden Botenstoffen aufgeladen.

August 2022
Naturwald Akademie

Ein kurzer Ausflug in den Wald: warum er uns so gut tut und auch einzelne Bäume ihre Wirkung tun. Denn auch sie senden Boten- und Duftstoffe aus und kühlen durch Verdunstung die Luft unter ihrer Krone. Das Rauschen ihrer Blätter und Vogelgezwitscher sind Labsal für uns Menschen und stärken unsere Gesundheit. Zur Erholung reicht also schon der Apfelbaum im Garten oder der Lindenbaum im Park. 🌳 Und auch der bloße Anblick eines Waldes genügt.

Waldgänge sind entspannend und heilsam. Dies können all jene erleben, die in Krisensituationen und Pandemiezeiten in einem Wald Zuflucht suchen oder einfach zur Muße rausgehen. Der Alltag wird erträglicher. Die Japaner gehen mit dem Shinrin Yoku - »Waldbaden« genannten Achtsamkeitsübungen unter und mit Bäumen - noch einen Schritt weiter und erkennen eine ganze Reihe wissenschaftlich fundierter positiver Gesundheitswirkungen: Stressminderung, positiver Einfluss auf Blutdruck, Kortisonlevel und Puls. Weiters gibt es Hinweise auf positive Auswirkungen auf das Immunsystem. All dies gilt - möglicherweise etwas weniger ausgeprägt - auch für ganz normale Spaziergänge. Sie werden seit einiger Zeit in der Schmerz- und Suchttherapien angewandt. Und selbst für das Herz ist der Wald heilsam. Eine grüne Umgebung regt den Körper an, Blutgefäße zu reparieren, neue Blutgefäße zu bilden und schützt so vor Herzinfarkten. Sie unterstützt ebenso bei der Gesundung nach einem solchen. Der Wald wirkt auf Lebewesen hierbei auf vielen Ebenen, ausschlaggebend sind die Botenstoffe der Bäume und unsere umfangreichen Sinneseindrücke: Blätterrauschen, Vogelgesang, die vielfältigen Grüntöne und Gerüche.

Besonders wichtig ist die Wahrnehmung der pflanzlicher Duftstoffe, mit denen Bäume – und Pflanzen generell – untereinander und mit Tieren kommunizieren: die Terpene. Von ihnen dürfte es mehrere tausend verschiedene geben. Ein bekanntes Terpen etwa ist Limonen, das in den Schalen von Zittrusfrüchten vorkommt. »Bäume verströmen Terpene, um nützliche Insekten auf Schädlingsbefall aufmerksam zu machen. Oder um andere Bäume zu warnen, ihre chemischen Schutzmechanismen hochzufahren, wenn Fressfeinde in ihrer Umgebung sind«, steht auf der Website der deutschen Naturwald-Akademie mit Verweis auf eine Reihe von Studien. Sie wurden von japanischen Immunologen, Kardiologen, Neurobiologen und Wissenschafter anderer Fakultäten durchgeführt. Manche dieser Terpene nehmen wir wahr, andere nicht, weil ihre Konzentration in der Luft zu niedrig ist. Wirken tun sie trotzdem, nämlich im Zentalnervensystem.

Das Forscherteam fand heraus, »dass sich der Blutstrom im präfrontalen Cortex, einem Teil des Gehirns, seiner Probanden im Wald senkte. In der modernen Industriegesellschaft nutzt der Mensch vorwiegend die Fähigkeiten des präfrontalen Cortex, um zum Beispiel hochkonzentriert zu arbeiten oder einem Sachverhalt zu folgen. Entscheidend für die menschliche Gesundheit ist, dass der Denkapparat entspannen kann und sich die Gehirnaktivität in andere Areale verlagert, die der Mensch als ruhig empfindet. Die Studien von Park et al. zeigen anhand der Blutströme im Gehirn, dass der präfrontale Cortex im Wald zur Ruhe kommt.« Nach Aufenthalten im Wald fühlten sich die Probanden ruhiger, stärker und weniger ängstlich, zudem grübelten sie weniger. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass Waldbesuche das Immunsystem stärken und die Anzahl der Killerzellen im Blut ansteigen lassen. Diese sind eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen und damit Teil des Immunsystems. Mit ihnen bekämpft der Körper Krebszellen.

Übrigens reicht laut einer Hamburger Studie zur Zeiten der covidbedingten Lockdowns schon der Anblick eines Waldes oder ein virtueller Ausflug in den Wald, damit der Blutdruck sinkt, sich der Puls verlangsamt und die Konzentration des Stresshormons Kortisol sinkt. Dies machen sich vermehrt Altenheime, Krankenhäuser und psychiatrische Kliniken zunutze, um ihren Patientinnen eine angenehmere Umgebung zu bieten und ihre Gesundung zu fördern.

Angenehm ist auch die Temperatur unter Bäumen, die aufgrund der Verdunstungkälte über die Blätter und den Schatten ihrer Krone um bis zu sechs Grad niedriger ist als in ihrer Umgebung. Der Liegestuhl unterm Apfelbaum ist also die bessere Wahl als der unterm Sonnenschirm, wo sich die Hitze staut. Es gibt übrigens auch Untersuchungen dazu, welcher Baum am besten kühlt: Steht der Baum auf einer versiegelten Fläche, ist die Linde zu bevorzugen. Der beste kühlende Effekt tritt allerdings ein, wenn der Baum auf einer Wiese steht. Dann legt man sich am besten unter eine Robinie.

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