Jänner 2023
Fotocredits: Shimi eni
BUCHEMPFEHLUNG: Berthold, Peter / Mohr, Gabriele (2017). 4. Aufl.: Vögel füttern - aber richtig. Stuttgart: Frankh-Kosmos.
GUTE WEBSITE: nabu.de
Das entzückende Braunkehlchen - hier in rasentem Anflug auf Vogelbeeren - ist der Vogel des Jahres in Österreich und Deutschland. Seit 1998 ist der Bestand des ehemals häufigen zierlichen Vogels um bis zu 80 Prozent zurückgegangen, Sinnbild für viele Vogelarten. Aufgrund ausgeräumter und intensiv genützter Landschaften fehlen Insekten und pflanzliches Futter von Sträuchern, Stauden und Bäumen. Aus diesem Grund ist ganzjährige Vogelfütterung dringend empfohlen. Worauf es dabei ankommt, sei hier kurz zusammengefasst.
Vögel füttern ist sinnvoll. Einerseits geht es natürlich vorrangig um den Erhalt der Vögel und darum, ihren Hunger zu stillen. Winters, weil die Natur zu wenig bereitstellt und durch die niedrigen Temperaturen der Energiebedarf sehr groß ist. Frühlings und sommers besonders zur Brutzeit, wo naturgemäß ein hoher Bedarf an Nahrung besteht. Bedingt durch Monokulturen, zuviele Mahden und die Verwendung von Herbziden und Pestiziden fehlt es an Samen, Körnern, Früchten, Beeren und Insekten. Andererseits gibt es den wunderbaren Nebeneffekt, dass Vögel beobachten glücklich macht. Und wo geht dies besser als am Vogelhäuschen im eigenen Garten oder am Balkon.
Wo füttern? Futterstellen bringt man am besten an einem vor Katzen und Raubvögeln sicheren Platz an: an einem nicht zu dicken Ast an einem Strauch, in einem Baum oder auf einem hohen Pfosten. Falls am Balkon bitte abseits von großen Fenstern, damit kein Vogel an die Scheibe fliegt, idealerweise immer in der Nähe eines Gartens, Parks oder einer Streuobstwiese. Denn je mehr natürlicher Lebensraum gegeben ist, umso mehr Vögel werden zur Futterstelle kommen. Hat man selbst keine Möglichkeit, kann man auch am Waldrand Futterstellen anbringen, oft wird sogar von den Waldbewirtschaftern gezielt darum gebeten. Eine Kombination unterschiedlicher Futterstellen wäre ideal, gerne auch befüllt mit unterschiedlichem Futter: Körner und Samen, Fettfutter, Maiskolben, Nüsse, Äpfel, Mehlwürmer, … Siehe hierzu auch die Winterfuttertafel von Nabu. Wenn jemand genügend Platz im Garten hat, ist auch Bodenfütterung sinnvoll, dann manche Vögel wie Goldammern, Zaunkönig, Buchfink und Lerchen nehmen Futter vorwiegend am Boden auf. Hierfür gibt es Schütten oder Futterkübel. Man kann auch unter dem Futterhäuschen eine kleine Plattform bauen, auf der sich runterfallendes Futter sammelt (und durch die Erhöhung vor Nagern geschützt ist).
Und dann braucht es Geduld. Bis zu einem Jahr kann es dauern, bis sich die neue Futterquelle unter den Vögeln herumgesprochen hat und sie an diese gewöhnt sind. Daher soll das Vogelhäuschen ganzjährig befüllt sein und schon lange vor dem Wintereinbruch damit begonnen werden. Wichtig ist hierbei, dass immer Futter im Häuschen oder Silo ist, denn schon ein einziger Tag ohne Futter kann im Winter zum Verhängnis werden.
Hygiene ist wichtig. Wie überall, wo viele einer Spezies aufeinander treffen, können sich Krankheiten verbreiten. Futterplätze gehören deshalb regelmäßig mit heißem Wasser gereinigt, Kot sollte umgehend entfernt werden. Hier ist man mit Futtersilos mit angebrachten Sitzmöglichkeiten (Stäbchen, Ring, …) oder Silohäuschen oder Futterautomaten mit nachrutschendem Futter besser bedient als mit solchen, wo die Vögel auf den Körnern landen. Auch altes und möglicherweise schimmliges Futter gehört entsorgt. Futter, das auf den Boden fällt, kann Mäuse und im städtischen Bereich Ratten anlocken. Dieses also besser entfernen.
Was füttern? Vogelfutter ist nicht gleich Vogelfutter. Wie bei unserer Ernährung ist auch hier regionales Futter besser, weil die Vögel daran gewöhnt sind. Und regional gewachsenes, weil importiertes Billigfutter oft von mangelnder Qualität und schadstoffbelastet ist. Speisereste und Brot sollten tabu sein, Apfelputzen hingegen dürfen sein.
Und Wasser? In trockenen Sommern sind Wasserstellen für Vögel überlebenswichtig, aber auch winters sind Vögel – vor allem bei Schnee- und Regenmangel – durstig. Zu den Wasserstellen kommen sie einerseits, um sich zu laben, und andererseits um zu baden. Die Kälte kann ihnen durch das wasserabweisende Gefieder nichts anhaben. Gut geeignete Trinkgefäße sind flache Schalen, etwa Untersetzer aus Ton von Blumentöpfen, eventuell mit Steinen zum Draufsetzen. Wichtig ist auch hier die regelmäßige Reinigung.
Zu guter Letzt. Da es mehr und mehr auch an natürlichen Nistplätzen fehlt, soll man Nistkästen an Bäumen und gut geschützen Stellen anbringen. Vogelfreundin und Vogelfreund werden zu großer Wahrscheinlichkeit mit Jungvögeln belohnt. Und dann lacht das Herz!